Archäologie

Die Ortsteile des Marktes Meitingen weisen eine bewegte Geschichte auf. Ausgrabungen im Gemeindegebiet fördern immer wieder Erstaunliches zu Tage.

Ausgrabungen in Meitingen

In Meitingen sind bereits mehrere frühmittelalterliche Fundstellen bekannt. In einem Neubaugebiet an der Donauwörther Straße, der ehemaligen römischen Via Claudia, wurde vom Arbeitskreis Augsburg unter der Leitung der ehemaligen Kreisheimatpflegerin Frau Gisela Mahnkopf von 2016 bis 2021 eine Siedlung des 7.-9. Jhd. mit zahlreichen Grubenhäuser ausgegraben. Hierbei wurden zahlreiche interessante Funde gemacht, die Aufschluss über das Leben der Meitinger Bevölkerung in der Vergangenheit geben.

Im Areal der Kiesgrube Deil westlich der Werner-von-Siemens Straße wurde bereits 1956 bei Baggerarbeiten eine Köperbestattung mit einem Schwert und Riemenzungen freigelegt, die merowingerzeitlich datiert, also älter als unsere Grabgruppe ist. Vermutlich sind beim Kiesabbau vor 70 Jahren zahlreiche Gräber unbeobachtet zerstört worden.

Das Lechtal war und ist ein wichtiger Kommunikations- und Handelsraum, dessen Bedeutung sich gerade in der Verteilung der reichen bronzezeitlichen, römischen und frühmittelalterlichen Fundstellen spiegelt.

Ursprünglich sollten die Funde in der Donauwörther Straße in einem eigenen Ausstellungspavillon („Cocobello“) vor Ort ausgestellt werden, doch dann bereitete die Corona-Pandemie diesem Vorhaben leider ein jähes Ende. Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, die archäologischen Funde auch virtuell betrachten zu können, wurde das „Online Museum für Archäologie Landkreis Augsburg“ (kurz: OMFALA) ins Leben gerufen. OMFALA ist ein Projekt des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V. und präsentiert Ihnen (stets aktualisiert) die neuesten archäologischen Funde aus dem Landkreis Augsburg.


Frühmittelalterliche Gräber in der Werner-von-Siemens-Straße

Im Oktober 2022 wurden an der Werner-von-Siemens-Str. im Rahmen einer archäologischen Baubegleitung vier West-Ost ausgerichtete Körperbestattungen freigelegt. Im Januar 2023 konnten die schließlich insgesamt fünf Bestattungen archäologisch ausgegraben und dokumentiert werden.

Bei den Bestatteten handelte es sich um zwei Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, deren Geschlecht nicht bestimmbar ist. Außerdem ein etwa 30 bis 40 Jahre alter Mann und eine 25 bis 30 Jahre alte Frau. Die älteste Person ist ein 40 bis 60 Jahre alter Mann, der sich im Laufe seines Lebens zwei Rippen brach und vermutlich unter starker Arthrose, Karies und Gelenkschmerzen litt. Ebenso weist der jüngere Mann schon Anzeichen einer beginnenden Arthrose und Gelenkabnutzungen auf. Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Familienverband im weitesten Sinne, wobei die Toten nicht zwangsläufig blutsverwandt sein müssen. Dies könnte nur eine DNA-Analyse klären. Der ältere Mann liegt im Zentrum der kleinen Grabgruppe. Er wird eingerahmt von der jüngeren Frau und dem jüngeren Mann.

Es wurden nur zwei eiserne Gürtelschnallen als Teile der Tracht in den Gräbern des jüngeren Mannes und eines Jugendlichen gefunden, was ein Hinweis auf dessen Geschlecht (männlich) sein könnte. Aufgrund nicht vorhandener Grabbeigaben oder Gegenstände im Umfeld datiert die Grabungsfirma Archäograph die Gräber unter Vorbehalt in die späte Merowinger-/frühe Karolingerzeit, d.h. um 700-750 n.Chr.

Die Präsentation der Funde steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Ausgrabungen in Erlingen

Auf einer langgezogenen, hochwasserfreien Geländedüne zwischen Schmutter und Lech südlich von Erlingen entdeckten Mitglieder des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein des Landkreises Augsburg im Frühjahr 2003 im Bereich der geplanten B2-Trasse eine bedeutende archäologische Fundstelle. Im September 2003 begannen umfangreiche Ausgrabungen. Diese brachten Spuren einer vorgeschichtlichen, mehrphasigen Siedlung und eines großen Bestattungsplatzes zu Tage.

Auf dem zunächst untersuchten 600 m langen und 50 m breiten Trassenareal fand sich eine beeindruckend große Zahl an archäologischen Funden und Befunden, die die Jahrtausende überdauert haben: Unzählige Pfostenlöcher als Überreste von Holzhäusern, Siedlungsgruben unterschiedlicher Fubktion, Grabensysteme, Brunnen und zahlreiche Urnengräber.

Das Fundmaterial wies den Fundplatz der Bronzezeit, vermutlich überwiegen deren jüngstem Abschnitt, der sog. Urnenfelderkultur (ca. 1200-750 v. Chr.) zu. Weitere Funde sprachen dafür, dass der Platz bereits in der Steinzeit und auch in der nachfolgenden Eisenzeit besiedelt war.

Die Holzbauten unterschiedlicher Größe wurden in Nord-Süd ausgerichtet. Es handelte sich um meist einschiffige Häuser mit sechs Pfosten. Überschneidungen im Bereich der Gebäude dokumentieren, dass es Phasen des Verfalls und des Neuaufbaus gab. Im Vergleich mit anderen, zeitgleichen Plätzen kann man sich die Erlinger Siedlung wohl als eine lockere Streuung einzelner Gehöfte mit Häusern unterschiedlicher Funktion (Wohn- und Wirtschaftsgebäude) vorstellen.

In der Nähe wurden auch Urnengräber gefunden. Diese waren durch die Überackerung des Geländes zum Großteil bereits zerstört, sodass oftmals nur noch die Bodenscherben der vom Pflug „abrasierten” Urnen geborgen werden konnten. Diese sind im Foyer des Meitinger Rathauses ausgestellt. Gemäß der Bestattungsriten der Urnenfelderkultur bargen die Urnen den Leichenbrand der Verstorbenen und teilweise weitere Keramikgefäße als Ausstattung für das jenseitige Leben nach dem Tod. Die Tatsache, dass die Grabstätten inmitten der Siedlungsareale liegen, zeigt an, dass diese Bereiche zum Zeitpunkt der Grablegungen nicht mehr besiedelt waren.